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Tannis sind nicht nachtragend- oder die Rache des Papa Schlumpfes

16. Dezember 2009
Das ist Papa Schlumpf

Die Rache der kleinen, blauen Männer

 Karina und ich lustwandeln durch die Stadt. Gut, Karina lustwandelt, ich dagegen beschleunige, als sei ein Rudel tollwütiger Pittbulls hinter mir her. Die Gefahr, die mir im Nacken sitzt, ist allerdings weitaus größer, denn Modebotiquen und Schuhläden lauern unseres Weges. Wenn ich Karina auch nur luftholen lasse, haut sie mir in eines dieser Geschäfte ab und das war’s dann mit meinem Plan, nur schnell ein paar Besorgungen zu machen.

„Sieh mal“, ruft Karina auch schon und ich gebe Gas, bis die Sohlen qualmen. Wenigstens habe ich trotz der Minusgrade nun keine kalten Füße mehr.

„Da winkt Dir jemand zu, also bleib gefälligst stehen!“

Überrachst wirbel ich herum. Bevor ich überhaupt blinzeln kann, werde ich gepackt und geknutscht. …BÄH! Ich hasse das! Ehrlich, ich HASSE dieses Bussigetue. Meistens stell ich mich dabei so unbeholfen an, dass der Grüssende zu Boden geht.

„Mööööönsch Tanni, dich hab ich ja schon eeeeeewig nicht mehr gesehen!“

Das ist auch besser so!!!

Nun mischt sich auch Karina ein: „Hallo, ich bin Karina, schön dich kennen zu lernen. Haha, hätte ich Tanni nicht ein Bein gestellt, wäre sie glatt an dir vorbei gerauscht.“

Mit einiger Berechtigung!!!

„Ich kenne diese Frau nicht!“ behaupte ich steif und versuche, mich aus der Umklammerung zu winden.

„Natürlich kennst Du mich! Ich bin’s doch, die Anja! Wir sind zusammen zur Grundschule gegangen.“

„Sind wir nicht!“

„Sind wir doch!“

„Ich erinnere mich nicht!“

Dabei erinnere ich mich durchaus. …DAS ist die Frau, die damals von meinem Vanilla Mix getrunken, von meinen Schokoriegeln genascht und von mir Schlümpfe (sogar Papa Schlumpf!!!!!!) geschenkt bekommen hat. …Nur um mir dann ein Schild auf den Rücken zu kleben, auf dem „ich bin ein Mongo.“ gestanden hatte!

Verstohlen sehe ich mich um. …Zuviele Zeugen.

„Hirschkampgrundschule. Mensch, hast du immernoch so ein schlechtes Gedächtnis?“ pflaumt mich Judas… äh… Anja an.

Das reicht! Pfeif auf die Zeugen, besorg dir lieber einen guten Anwalt.

Mein Gedächtnis ist sogar ausgezeichnet. …Deswegen erinnere ich mich auch daran, dass ich mit einer wie dir ganz bestimmt nichts mehr zu tun haben will!!!

„Ach ja, “ gebe ich mich scheinbar geschlagen, „…wenn ich mir 20 Kilo wegdenke!“

Ha! Das hat gesessen! Auf diesen Augenblick habe ich über 25 Jahre gewartet! …Nein, ich bin nicht nachtragend, ich bleibe nur niemandem was schuldig!

Während Karina keucht, wie ein alter Diesel, verpackt es Anja leider besser, als erwartet.

„Stimmt schon. Sind ein paar Pfunde zugekommen. Wie ich sehe, bist du dagegen immernoch gertenschlank.“

Das selbstgefällige Grinsen kann ich mir dann doch nicht verkneifen: „Ich weiß.“ Nein, Tannis sind nicht eitel, sie bleiben nur schlank, um eine Verräterin ungestraft fette Kuh nennen zu können!

„Na, wenn Ihr Euch solange nicht mehr gesehen habt, können wir doch zusammen einen Kaffee trinken gehen. Mir tun eh die Füße von der Rennerei weh.“ schlägt Karina vor. Die werden dir noch mehr weh tun, wenn ich mit Anlauf drauf gehopst bin!

„Oh nein.“ rufe ich bestürzt.

„Oh ja.“ stimmt Anja entzückt zu.

„Also schön, also Kaffee!“ bestimmt Karina mit Nachdruck und zerrt mich energisch hinter sich her.

„Wessen Freundin bist du eigentlich?“ raunze ich ihr anklagend zu.

„Ich lade Euch beide ein.“ verkündet Anja gutgelaunt.

„Ich zahle selbst!“ schnappe ich

„Sei nicht immer so bescheiden.“ Anja tätschelt mir wohlwollend den Arm, während mir Karina vorsorglich die Luft abdrückt.

Bescheiden! HA! Der war gut! Ich nehm bloss nichts von Giftschlangen! Nein, Tannis sind nicht bescheiden, sondern nur stolz. Und der Solz verbietet mir, von dir auch nur Wasser an zu nehmen, selbst wenn ich lichterloh in Flammen stünde!

Es gibt ein kurzes Gerangel, bis es Karina gelingt, mich mit einem fiesen, hinterhältigen Nierenhieb auf einen Stuhl im Café zu setzen. Die Beiden bestellen beim heraneilenden Kellner Milchkaffee, ich will nichts trinken. Stattdessen verschränke ich die Arme, presse die Lippen aufeinander und starre den Mann feindselig an. Nein, Tannis sind nicht bockig, sie stehen nur zu ihrem Wort!

„Sie will auch Milchkaffee.“ seufzt Karina kummervoll. Garnicht wahr! Ich will Cappuccino! Ich kann mich gerade noch davon abhalten, das auch zu sagen. Von Giftschlangen nehm ich ja nix! Eher verdunstet der blöde Kaffee, als das ich ihn trinke.

Anja plappert munter drauf los, allessamt „Weißt du noch“- Geschichten. Irgendwann wendet sie sich direkt an Karina, die sichtlich nervös ist, weil ich immernoch stur geradeaus starre.

„…Und dann hat Tanni ihren Kakao in Sandras Ranzen gesteckt und ist drauf getreten. Nur weil sich die dusselige Kuh immer über meine Brille lustig gemacht hat.“

Um ein Haar hätte ich gelacht, bei der Erinnerung an Sandras dummes Gesicht. Doch ich knurre nur: „Musste ja meinen Kakao nehmen. MEINEN Vanilla-Mix hast du ja leer gesoffen!“

…Die gute, alte Sandra. Hehe, wenn die nicht mehr mit mir reden wollte, könnte ich es verstehen.

„Ihr müsst ja richtig gute Freundinnen gewesen sein.“ wirft Karina verblüfft ein und schielt misstrauisch zu mir herüber.

„Ja, so wie Cäsar und Brutus. Oder Jesus und Judas. Oder….“ beginne ich betont gleichmütig.

„Was bist du eigentlich so zickig?“ zischt mir Karina leise zu.

„… Kain und Abel.“ bringe ich den Satz störrisch zu Ende.

„Kann es sein, dass du mir irgendwie böse warst, damals?“ fragt Anja vorsichtig.

„Superhirn! Dein Verstand ist ja fast so ausgezeichnet, wie deine Augen.“ platzt es aus mir heraus.

…Gut, das war jetzt gemein. Aber das war der Zins für den Kakao, den ich völlig umsonst in Sandras Schultasche zertreten habe.

„Ich habe alles für dich getan! Sandra schikaniert! …Gut, das war lustig. …Dir all meine Süssigkeiten gegeben, meinen Vanilla-Mix geteilt, OHNE den Trinkhalm zu wechseln. Für dich habe ich Papa Schlumpf aufgegeben!“ bricht es nach über 25 Jahren aus mir heraus. …Soviel zum schlechten Gedächtnis! Während ich um Fassung ringe, wirft uns der Kellner verstörte Blicke zu.

So, jetzt ist es raus! Ich starre angestrengt zur Decke, weil es mir peinlich wäre, nach 25 Jahren wegen Papa Schlumpf in Tränen aus zu brechen.

Fortsetzung folgt…..

Dafür nun ein wenig Musik:

Vadder Abraham und die Schlümpfe

und falls es Euch besser gefällt